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Neue Fenster und der Schimmel

Neue Fenster und der Schimmel

„Schauen sie mal, was ich alles für meine Mieter getan habe Herr Klaue. Erst letztes Jahr haben wir neue Passivhaus-Fenster einbauen lassen, damit die Heizkosten nicht mehr so hoch sind.“

Des öfteren höre ich diese oder einen ähnliche Aussagen bei meinen Ortsterminen als Schimmelgutachter in Häusern der 30er bis 70er Jahre. Woran liegt es nun, dass ich so oft nach Austausch der Fenster als Sachverständiger gerufen werde und plötzlich Schimmel auftaucht?

In den genannten Baujahren wurde meist in Sparbauweise und mit Materialien gebaut, die eine schlechte Wärmedämmwirkung wie z.B. Brandziegel oder Betonformsteine haben. Zudem sind die Wandstärken oft gering bemessen. Erst mit der Ölkrise zu Beginn der siebziger Jahre und der darauf folgenden Wärmeschutzverordnung im Jahre 1977 wurden bauliche Mindestanforderungen festgelegt, die Heizkosten sparen sollten. Zudem wurden dadurch Wärmebrücken reduziert.

Zum Zeitpunkt der Erbauung dieser älteren Häuser wurden meist einfach verglaste oder schlecht isolierende Fenster eingebaut. Somit bildeten diese die kälteste Stelle der Außenwand und das Gesamtgefüge stimmte somit. Wurde es im Haus zu feucht, schlug sich die Luftfeuchte als ungefährliches Kondenswasser an den Fensterscheiben nieder, was zu einer natürlichen Entfeuchtung der Raumluft beitrug. Weiterhin sorgten die Fenster durch nicht vorhandene oder schlecht funktionierende Dichtungen für einen ständigen Luftwechsel in den Innenräumen, ohne das man viel Lüften musste.

Durch den Austausch gegen hochmoderne, gut isolierende Fenster wurde das Gefüge nachhaltig geändert. Die Fenster bilden nun im Winter nicht mehr die kälteste Stelle der Wand und die Luftfeuchte wird an den umliegenden, nun kältesten Stellen des Raumes abgegeben. Besonders an Wärmebrücken wie den Raumecken, den Fensterlaibungen und auskragenden, durchbetonierten Balkonen ist dieser Effekt besonders hoch.

Der o.g., ehemals natürliche Luftwechsel ist zudem durch die hochdichten Fenster nicht mehr gegeben. Wenn dann noch wie so oft die Wandbeläge aus Raufasertapeten mit Dispersionsfarben bestehen, ist für ein organisches Substrat gesorgt, auf dem sich der Schimmel zusammen mit der hohen Feuchte recht wohl fühlt.

Mein Tip für Sie:

Beim Austausch der Fenster in einem ungedämmten Gebäude älterer Baujahre sollte eine gleichzeitige Dämmung der Außenwände in Betracht gezogen werden. Alle Wärmebrücken verschwinden somit und die Oberflächentemperatur wird an der Innenseite der Außenwände deutlich angehoben. Dennoch ist zu beachten, dass die Wohnräume durch die dichten Fenster regelmäßig gelüftet werden müssen.

Sollte eine Dämmung der Wände nicht möglich sein, so empfehle ich den Einbau einer automatisierten Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Diese werden heute sogar in Rollädenkästen installiert und sorgen für die selbsttätige Absenkung der Raumluftfeuchte. Weiterhin empfehle ich in diesem Fall die Außenwände mit einer mineralischen, alkalischen Oberfläche zu versehen, damit dem Schimmel der Nährboden entzogen wird. Hier eignen sich vor allem Mineralputze und Mineralfarben. Dennoch ist hier zu beachten, dass sich zum Einen im Laufe der Jahre die alkalische Wirkung verringert und sich durch das Bewohnen ein leichter, biologisch-/ organischer Film auf der Oberfläche bildet, welcher wieder ein Wachstum von Schimmelpilzen ermöglicht. Hier sollte regelmäßig nach ca. 5-7 Jahren der mineralische Anstrich erneuert werden.

Marco Klaue

Ihr Marco Klaue

Freier Sachverständiger für Schimmelpilzschäden

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Neue Fenster und der Schimmel